Historische Zeitzeugen aus Darup
Der Heimatverein Darup stellt hier in loser Folge Dokumente, Gedichte etc. von Daruper Zeitzeugen vor.
Heimatdichterin Josefa Kunsleben (1893 - 1954)
In Darup am 31. Januar 1893 geboren, besuchte Josefa Kunsleben die Katholische Volksschule von 1899 bis 1907. Sie nahm ihre dichterische Tätigkeit bereits in den Jahren um 1910 auf und wurde sehr schnell infolge ihrer zutreffenden Ausdrucksweise bekannt. Sie schilderte liebevoll die Gepflogenheiten und Abläufe des frühen allgemeinen Dorflebens. (Auszug aus dem von Walter Gerding herausgegebenen Gedichtbandes, Genehmigung liegt vor)
Dat Fröhjaohr kümp
De Mätengaitling singt hall wier,
un dao gien in'ne Westerhiege
fangt de Veilkes an to bleihen.
De Blagen sind an't Krassen un Kleien
ächter de Büsk, dao unner un tüsken,
jedereen will häm dat grötste Büsken.
Dat breng't se in'ne School de Juffer met,
un dat finn ik auk ganz nett.
So'n Blomenstruuk ut Kinnerhand,
is he auk bunnen met'm Niejaohrsband,
is doch dat Schönste, wat't giewen kann,
de nimp so gän usse Juffer an.
Jau, et will nu Fröhjaohr wäern,
de Sunn un Maon un auk de Stärn,
se staoht oll eene Stunn ähr up,
de ganze Welt, de krigg en Schupp.
Dat Fulenzen is nu vörbi
un auk an End de Slaoperie,
muorns eene Stunn ähr
un aowends eene Stunn mähr.
Nu vedann wäd wat spiält,
de Mensken un de Piär lück drillt.
Dat Korn so extrao gudd nich steiht,
Kunstdünger giewt bloß 'ne Kleinigkeit.
Met de Feldmüs was't wanners to schlimm,
se sind versuopen up kinen Fall,
doch verfruorn auk nich oll,
et was kin Winter Isegrim.
Mangs was nich mähr vull to retten,
ganze Schiäppels Land häwwt de upfriätten.
Dat wäd nu all van nien bestellt,
somet giewt Arbeit genog met't Feld.
De Buer, de fäng an't Hawer saien
un de Merske in'n Gaoren an't kleien.
Wenn eene Koh biest, dann biest boll all,
dat is bi de Fraulüe auk de Fall.
Se kriggt de Schlapphö all heran
off bind't en Dott up'n Kopp un dann
Kopp unner, Kopp üöwer, in Gaoren herut
met Lien un Hark un Schüpp un Schut.
In'n Schürgaoren puot't se graute Baun',
de ersten lärfkes bi gudde Laun.
Runkelsaot wäd leggt un Siepelpätt auk,
Tapp- un Stückwuottel giäl un raut.
Is ferrig dann den iärsten Stött,
auk en biettken quatert wäd.
Dann liggt de Schlapphö up de Hiegg,
de Fraulüe staoht bineen dao in de Stiegg.
De een weet düt, de anne dat,
van jedereen wiet't se doch wat.
So wäd de Dörschlag üörndlik schuert
wat dao stunnenlang mangs duert.
De Mannslüe sind dann oft an't Schafuttern
un willt dao wull lück üöwer knuttern.
Äs wenn se sölws dat Quatern nich daien
un bloß wäörn an't Arbeiten un Saien.
Dao brukt sik de Fraulüe nix an 'to stüern,
de Mannslüe wull mähr nao dot quatern un küern.
Is dao een up't Land met'n Spann,
off he is ferrig off fäng an,
is't sölws de Buer, Verwaolter off Knecht
un de Elev doch erst recht,
wäd hollen en gudden Praot,
nu sind se jä boll all Soldaot.
Man süht bloß Kinnerun aolle Lüe
met de Gefangenen daobi,
un aff un to so'n jungen Mann,
weil dat Kommiß nich bruken kann,
wat is so'n haiwen Invalid.
Man em auk nich ansüht,
weil häww so'n biettken Hiärtklabastern,
nich laupen kann in Stieweln, Kamaschken.
Süs mott alls wat häww Hann un Been,
et geiht nich von sölws, nich von alleen,
heran an'ne Front, wenn't effen geiht,
alls wat uppe Been nao steiht,
daoför is't auk de totale Krieg,
mott auk metfechten un helpen to'n Sieg.
Bloß so, wenn wi oll Hand in Hand,
in grötste Naut in't dütske Land,
met baore Gewaolt un ganze Kraft
haolt fast, treckt oll an en Strang,
könn wi huopen, dat wi't schafft
un wenn't auk duert wull etwas lang.
So vull, so ewig vull Soldaoten
mössen doch iähr Liäwen Iaoten.
Un nich bloß de Krieger alleen,
auk süs jä noch so männig een,
moß so unsacht Iaoten sien Liäwen,
oft so furchtbar elennig stiärwen
dör dat verflixte Bombardeern,
wao sik kann kineen giegen weern.
Wat is nich smietten oll kaputt:
De schönsten Stiädte sind in Trümmer un Schutt.
Am schlimmsten ümmer de Dauden daobi,
wenn't auk dao hett, se stüörwen äs Held.
Et mött't en leed dohn doch de Lüe,
wat häww wi doch 'ne trurige Welt.
Laot nu es wäern wat et wäd,
wi kuemt üöwern Biärg, kuemt auk van 'ne Stiär.
Un so will wi auk es glaiwen,
geiht't naichstes J aohr an't Haolten und Klaiwen,
wenn nu noch eenmaol dat Fröhjaohr kümp,
dat usse Jungs dao wier auk bünnt.
Wenn dann de Mätengaitling wier singt,
auk männig Päärken vör'n Priägtstohl springt.
Dat dann jedde junge Mann
Hochtied mäck un hieraot dann.
De Brüe, de sind doch gar nich raor,
de staoht fiks un ferrig dao,
se häwwt wocht all 'ne lange Tied,
doch dann is't wull so wiet.
Friee Utwaohl bi de Wichte, so hett't dann,
giewt doch för tein nao jüst en Mann.
Un dat Beste is daobi,
all aohne Punkte, Bezugsschien frie.
Also et giew Hochtied dann
faots nao Ostern, naichstes J aohr.
Viilicht krigg ik dann auk en Mann,
dat giew usse Härguott un wäd waohr.
(März 1944)
Ein Sommermorgen
Erntezeit mit Traurigkeit.
schaut man hinaus ins weite Feld
Was man da sieht all weit und breit,
in voller Ernte steht die Welt.
Doch die Sonne will nicht scheinen,
macht ein Gesicht täglich zum Weinen.
Und wenn Sie lacht auch da bisweilen,
Lug und Trug ist all ihr Schein,
bald wieder düstere Wolken eilen.
Mancher kehrt verdrießlich heim
überrascht vom heft'gen Regenschauer,
ein Ärger für jeden Erntebauer.
Am Abend starke Winde brausen,
die trocknen das nasse Getreide wieder.
Die Wagen gleich zum Felde sausen.
der Schnitter von neuem das Korn mäht nieder.
Doch plötzlich wieder zu seiner Qual
prasselt ein Regen hernieder ins Tal.
Ja, Erntezeit, welch gold'ne Zeit.
Doch wenn an solchen Tagen
die Sonne bleibt da fern und weit ,
uns treffen Regenplagen,
verdirbt sie uns die Freud'
wie an jedem Tag da heut'.
Es machte die Ernte in diesem Jahr
so recht uns keine Freude.
Wenn sie auch noch so üppig war
und reich auch ihre Beute,
so manches Fuder kam schlecht nach Haus.
viel Hafer, Weizen schlägt schon aus.