Erklärt von Paul Klümper, 1985 -1992 Pfarrer in Darup
„Erhalten ist nur das Mittelstück des Bildes, über den Verbleib der Seitentafeln ist nichts bekannt. Als erster Hinweis auf das Alter des Bildes mag u.a. dienen, dass der Maler die Gesetze der Perspektive nicht kannte. Er stellt die unten abgebildeten Menschengruppen gleichsam in Grotten, um darüber die weiteren Gruppen in gleicher Größe abbilden zu können. Diese 4 Hauptgruppen von Personen rahmen das Bild ein. Oben links die Gruppe mit dem blinden Longinus, darunter die Mariengruppe, oben rechts die Gruppe mit dem römischen Hauptmann, unten rechts die Gruppe der Spötter mit dem hier einmalig dargestellten Possenreißer, der dem Gekreuzigten mit den Fingern in den Mundwinkeln „ein Maul reißt“, sowie dem Pharisäer, der seine Gebetsquasten zur Schau stellt.
Verbunden sind diese vier Gruppen gleichsam durch die im Schnittpunkt der Bilddiagonalen besonders herausgestellten Maria Magdalena, die liebevoll das Kreuz umfasst und mit ihm eins zu werden scheint. Wir finden sie ein zweites Mal in der Mariengruppe.
Hinweisen darf ich auch auf die in der christlichen Kunst des Abendlandes ungewöhnliche, vielleicht einmalige Darstellung im rechten oberen Seitenbild: Christus liegt im Sarkophag , keine Grablegung, aber auch keine Auferstehung. Die Auferstehung bahnt sich im sich erhebenden Christus an. Im eigentlichen Auferstehungsbild erfasst Christus den Sarkophagdeckel mit der rechten Hand, steigt mit dem linken Bein aus dem Sarkophag: da aber nur gelingen kann, was man mit „rechts“ tut, gibt der Maler dem linken Bein einen rechten Fuß.
Eine Fundquelle sind auch die neben dem Sarkophag sorgfältig abgebildeten Narzissen und die Akelei, Symbole für Christus, Auferstehung und erwachendes Leben. Das Altarbild – eine „biblia pauperum“, das Buch der Leseunkundigen – wollte den Betrachter der damaligen Zeit mitnehmen auf den Kreuzweg Jesu, nach der Leidensgeschichte des Matthäus. Darum die Vielfalt der Ereignisse um den Tod Jesu, zusammengefasst in der einen Bildtafel.
Der Daruper Altar erklärt von
West ART Meisterwerke/WDR Mediathek